Pflegebericht schreiben - das bedeutet fast jeden Tag ein neues Problem:
Der Pflegebericht heißt auch Pflegeverlaufsbericht oder Berichtsblatt oder einfach Bericht. Er ist der älteste Teil der Geschichte der Pflegedokumentation. Früher enthielten die sogenannten Übergabebücher die Berichte.
Antworten auf diese und weitere Fragen zum Pflegebericht findest Du auf dieser Seite.
Das Ziel eines Pflegeberichtes ist es, dass aktuelle Befindlichkeiten des Pflegebedürftigen und langfristige Pflegeverläufe wiedergespiegelt werden.
Der Pflegebericht schildert also die Situation des Pflegebedürftigen vor, während und nach der Pflege.
Die Merkmale eines Pflegeberichtes beziehen sich auf die Zeit und den Inhalt.
Lass uns zunächst die zeitlichen Merkmale anhand verschiedener Fragen anschauen:
In einigen Einrichtungen geben die Leitungsverantwortlichen vor, dass abhängig von der Pflegestufe ein Eintrag in den Pflegebericht zu erfolgen hat. In anderen
Einrichtungen soll jeden Tag ein Eintrag bei jedem Pflegebedürftigen erfolgen und es gibt sogar Einrichtungen, in welchen in jeder Schicht ein Eintrag zu erfolgen hat.
Aber was soll ich jede Schicht schreiben?
Durch solche unsinnigen Vorgaben kommt es zu ebenso unsinnigen Einträgen wie "nichts Besonderes", "alles wie immer", "versorgt nach Plan"
usw.
Bei solchen Einträgen stellt sich die Frage: "Wenn keine Besonderheiten war, warum erfolgte dann überhaupt der Eintrag?"
Wenn zweimal in der Woche im Bericht steht "versorgt nach Plan", was war an den anderen Tagen? Wurde an diesen der Pflegebedürftige nicht nach Plan
versorgt?
Solche Floskeln machen den Pflegebericht unübersichtlich, so dass die wichtigen Einträge von den unwichtigen nur mühevoll zu unterscheiden sind. Dies wiederrum kann
zu solchen Aktionen führen, dass ein Mitarbeiter die kompletten Pflegeberichte aller Pflegebedürftigen der vergangenen 14 Tage aus der EDV-Dokumentation ausdruckt und die wichtigen Einträge mit
einem Textmarker markiert, damit die Wohnbereichs- bzw. Stationsleitung alle wichtigen Informationen auf einen Blick nach ihrem Urlaub erhält.
Welch ein enormer überflüssiger Zeitaufwand!
Die Antwort auf diese Frage lässt sich in der "Grundsatzstellungnahme Pflegeprozess und Dokumentation", herausgegeben vom MDS finden:
"Der Pflegebericht weist in der Regel, sofern keine Besonderheiten zu verzeichnen sind, keine täglichen
Eintragungen auf; die Dokumentation der erbrachten Pflege erfolgt auf dem Durchführungsnachweis." (S. 37)
Auf Seite 32 lässt sich weiterhin lesen:
"Der Pflegebericht dient nicht als Durchführungsnachweis. Aus diesem Grunde besteht keine Notwendigkeit außerhalb der pflegerischen Erfordernisse "routinemäßig"
Eintragungen vorzunehmen." (nach Plan versorgt, keine Auffälligkeiten...)
Im "Pflegedokumentation stationär - Das Handbuch für die Pflegeleitung", herausgegeben vom BMFSFJ steht auf S. 172: "..., dass Eintragungen im
Pflegebericht bewohner- und situationsabhängig erfolgen, beispielsweise bei Abweichungen vom Pflegeplan, bei aktuellen Problemen und
Veränderungen, und dass ein zusammenfassender ausführlicher Eintrag jeweils beim Wechsel der Bezugspflegekraft erfolgt."
Weiterhin heißt es: "Werden die Pflegenden zu turnusmäßigen Eintragungen in den Pflegebericht gezwungen, verliert dieser zwangsläufig an Gehalt und
Qualität."
Alle Einträge in den Pflegebericht müssen "zeitnah" erfolgen.
Aber was bedeutet "zeitnah"?
Dies ist nirgendwo genauer definiert.
Die Redaktion von altenpflege4you.de gibt folgende Empfehlungen:
sofort (nach der Erstversorgung des Pflegebedürftigen)
bei nächstmöglicher Gelegenheit (umgehend) innerhalb desselben Dienstes
nach der Durchführung
spätestens am Schichtende
Die physische und psychische Befindlichkeit des Pflegebedürftigen ist dann im Pflegebericht zu vermerken, wenn sie dem "normalen" individuellen
Zustand des Pflegebedürftigen nicht entspricht.
Beispiel: Eine Pflegebedürftige, die sich meist isoliert und depressiv in ihrem Zimmer aufhält, nahm heute alle Mahlzeiten im Speisesaal ein und hielt sich auch
nachmittags im Wohnbereich auf.
Pflegeerfolge
Nicht nur defizitäre Zustände sollen beschrieben werden, sondern auch Pflegeerfolge des gesamten Teams.
Beispiel: Pflegebedürftiger ging heute mit Hilfe einer Pflegekraft drei Schritte (mehr als sonst).
aktuelle Ereignisse
Alles, was sich außerhalb des normalen Tagesablaufs ereignete.
Beispiel: Sturz, Erbrechen, Fieber, Ergebnisse aus Pflege- oder Arztvisite
Langzeitverläufe
Das sind nicht akute Geschehnisse, sondern der Eintrag bezieht sich auf einen Eintrag von der letzten Schicht (oder gestern oder vorgestern...).
Beispiel: Pflegekraft A notierte im Pflegebericht, dass der Pflegebedürftige B nach dem Frühstück erbrochen hat und sich daher hinlegte.
Hier müssen nun solange nachfolgende Einträge in den Pflegebericht erfolgen, bis sich das Erbrechen / die Übelkeit gelegt haben und der Pflegebedürftige keine
Probleme mehr diesbezüglich hat.
Alle Einträge in den Pflegebricht müssen objektiv erfolgen ohne Raum für Spekulationen und Interpretationen.
Nachfolgend sind Beispiele aufgeführt, welche Ausdrücke nicht verwendet werden sollten.
Ausdruck |
Bemerkung |
Pflegebedürftige ist heute gut (schlecht) drauf |
Was heißt das? Macht er Witze, ist er lustig oder bezieht sich die Aussage auf seine körperliche Aktivität? |
Wunde sieht gut (schlecht) aus |
Kann eine Wunde überhaupt gut aussehen? Und wenn ja, was gefällt der Pflegekraft daran? Ist der Wundrand nicht mehr gerötet, gut durchblutet, nicht mehr erhaben? Ist kein Exsudat mehr vorhanden, zeigt sich Granulation?
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Pflegebedürftige hat heute gut gegessen |
Hat Pflegebedürftige sauber und ordentlich gegessen? Mit Besteck? Oder hat Pflegebedürftige den Teller leer gegessen oder wollte sie einen Nachschlag?
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AZ von Hr. T. ist schlecht |
Solch ein Eintrag ist völlig undurchsichtig, denn hier weiß man am Ende gar nichts. Denn ein AZ besteht aus mehreren Parametern: Puls, RR, Gesichtsfarbe, Ansprechbarkeit, Wahrnehmungs- Reaktions- und Denkvermögen
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Pflegebedürftiger war heute aggressiv |
Hat der Pflegebedürftige getreten, gebissen, gespuckt, geschlagen, geschrieen oder jemanden beschimpft?
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Pflegebedürftige ist sehr verwirrt |
Wie wird verwirrt definiert? Findet sie ihr Zimmer nicht? Hat sie ihren Geldbeutel verlegt? Sieht sie Besucher, wo keine sind? Trinkt sie aus der Blumenvase? |
Die Ereignisse sind immer genauso zu beschreiben, wie man sie selbst beobachtet hat.
Als Hilfestellung können dazu folgende Fragen dienen:
Was habe ich gesehen? Was habe ich gerochen? Was habe ich gehört?
Und: Wenn ich auf diesen Eintrag in drei Jahren angesprochen werden würde - weiß ich dann noch genau, was passierte?
Als weitere und letzte Hilfe:
Wenn man die Wahrheit nicht kennt oder überprüfen kann, dann sollte man das Gehörte originalgetreu zitieren.