Pflege bei Morbus Parkinson

Morbus Parkinson ist eine der häufigsten im Alter auftretenden neurologischen Erkrankungen

In Deutschland werden die Begriffe

  • Parkinson-Krankheit,
  • Morbus Parkinson,
  • idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) (75-80% aller Patienten)
  • primäres Parkinson-Syndrom

synonym (d.h. gleichbedeutend) verwendet, wobei idiopathisch „ohne erkennbare Ursachen auftretend“ bedeutet.



Als Pseudo-Parkinson-Syndrome bezeichnen wir Krankheiten, die Parkinson-ähnliche Störungen verursachen, ohne dass im Gehirn ein Mangel an Dopamin vorliegt.

 

Die umgangssprachliche Bezeichnung „Schüttellähmungist nicht korrekt, da diese Erkrankung keine Lähmung beinhaltet. Auch das Zittern ist nicht bei jedem Pflegebedürftigen vorhanden.

 

Die Häufigkeit ist je nach Land und Region unterschiedlich. Sie liegt in Deutschland bei 183 pro 100.000 Einwohner.
Dementsprechend müssten in der Bundesrepublik mindestens ca. 150.000 Parkinson-Patienten leben. Die Zahl der nicht erfassten Fälle scheint aber ziemlich hoch zu sein, so dass viele von 250.000 Patienten ausgehen.

 

Männer und Frauen erkranken in etwa gleich oft, einige Studien deuten allerdings darauf hin, dass die Krankheit bei Männern etwas häufiger vorkommt als bei Frauen.
Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter, bei den über 60-jährigen ist 1% dieser Altersgruppe erkrankt, bei den über 80-jährigen schon fast 3%.
Das durchschnittliche Alter bei Beginn der Erkrankung liegt bei 64,4 Jahren. Etwa 10% der Patienten sind beim Auftreten der Erkrankung jünger als 40. Die jüngsten bekannten Patienten sind 12 und 13 Jahre alt.

 

Ätiologie (Ursache, Entstehung)

 

Die Entstehung der Parkinson-Krankheit ist laut Forschungsergebnissen der letzten Jahrzehnte sehr komplex.

Es spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle, so der oxidative Stress, die eingeschränkte Entgiftungsfähigkeit der Zellen, Veränderungen in den Energiezentren der Nervenzellen (Mitochondrien), zahlreiche Umweltfaktoren, aber auch genetische Faktoren.

 

Bei der Parkinson-Krankheit sterben aufgrund noch unbekannter Ursachen die Zellen in der Schwarzen Substanz ab.

Dadurch wird weniger Dopamin produziert. Dopamin ist ein Botenstoff, der Zellen stimuliert, die für die Steuerung der Bewegungsabläufe im Körper zuständig sind.
Der Dopaminmangel bewirkt einen relativen Überschuss von Acetylcholin, das ebenfalls ein körpereigener Botenstoff ist und bei diesen Zellen die gegenteilige Wirkung von Dopamin besitzt.

Durch das Ungleichgewicht der Substanzen kommt es zu fortschreitenden Problemen bei den willkürlichen Bewegungen.

 

Symptome

 

  • Rigor
    (Muskelstarre: gleichbleibender wächserner Widerstand der Muskeln gegenüber einer passiven Bewegung -> Zahnradphänomen

  • Tremor
    (Muskelzittern) 

  • Hypokinese
    (Bewegungsverarmung)
    bzw. Akinese

    (Bewegungslosigkeit)

  • Maskengesicht
    (starre Mimik)

  • Typisches Gangbild
    (kleinschrittig, Fehlen von Ausgleichsbewegung – Arme schwingen nicht mit -, Fallneigung)

  • Kleinere Schrift
    (Schrift wird zum Zeilenende hin immer kleiner)

  • Leise monotone Flüstersprache

  • Vegetative Störungen
    (Speichelfluss, erhöhte Talg – und Schweißproduktion: Salbengesicht, Verdauungsbeschwerden: meist Obstipation, Miktions- und Potenzstörungen)

  • Psychische Probleme
    (häufig depressive Verstimmungen, Denkverlangsamung bei erhaltener Intelligenz, Demenzentwicklung: doppelt so häufig wie bei gleichaltrig Nicht-Erkrankten, Grübelzwänge, Schlaflosigkeit)

Medikamente bei Morbus Parkinson

 

Substanz / Gruppe

 

Wirkstoff / Beispiel

Wirkung / Nebenwirkung

 L-Dopa

Nacom®

Madopar®

Isicom®

L-Dopa wird im Gehirn zu

Dopamin umgewandelt 
(Standardbehandlung)

NW: Übelkeit, Hyperkinesien,

Unruhezustände, Tachykardie,

überschießende Bewegungen

 Agonisten

Pravidel®

Dopergin®

Parkotil® 

stimulieren bestimmte Rezeptoren

des Gehirns (siehe L-Dopa)

NW: siehe L-Dopa 

Amantadin

PK-Merz®

greift in den Transmitterstoffwechsel

ein

NW: Unruhe, Verwirrtheit, 

Mundtrockenheit

Anticholinergika

Akineton®

Metixen®

Tremarit®

Einsatz bei Tremor

NW: Unruhezustände, Mundtrockenheit,

Harnverhalten, Tachykardie, Blutdruckabfall

Probleme in der medikamentösen Parkinsonbehandlung sind:

 

  • „on-off-Phasen“: Wirkung lässt plötzlich nach -> der Pflegebedürftige verharrt bewegungslos;
    wenn medikamentöse Umstellung nicht hilft, dann in Absprache mit dem Arzt eiweißarme Diät: 1g Eiweiß pro kg Körpergewicht mit dem Abendessen aufnehmen (tagsüber kein Eiweiß zuführen)

  • Hyperkinesien und Dyskinesien


Pflege bei Morbus Parkinson

Ziel der pflegerischen Maßnahmen bei Morbus Parkinson

 

Rückbildung von Ausfallerscheinungen und Vermeidung von Sekundärerkrankungen

 

Grundsätze der Pflege bei Morbus Parkinson

 

  1. Plane bitte mehr Zeit für die Pflege und Betreuung ein
    Durch Hypokinese und Rigor benötigt der Pflegebedürftige mehr Zeit für Aktivitäten. Hektik bewirkt oft eine Blockierung sowohl geistig als auch körperlich.

  2. Biete dem Pflegebedürftigen einen festen Tagesablauf an
    Ein fester Tagesablauf gibt dem Pflegebedürftigen die nötige Sicherheit.

  3. Führe die Körperpflege unbedingt erst nach der Medikamenteneinnahme durch
    Durch Wirkungseintritt der Medikamente kann der Pflegebedürftige sich besser bewegen.

  4. Sorge dafür, dass der Pflegebedürftige nicht abgelenkt wird
    Parkinsonbetroffene benötigen mehr Konzentration. Daher ist für eine ruhige und reizarme Umgebung zu sorgen.

  5. Unterstelle dem Pflegebedürftigen auf gar keinen Fall eine böse Absicht
    Parkinsonerkrankte unterliegen starken Stimmungsschwankungen. Daher kann es sein, dass er eine noch gestern gut bewältigte Aufgabe aufgrund seiner aktuellen seelischen Verfassung nicht vornehmen kann.

  6. Motivation und Aktivierung sind unerlässlich
    Der körperliche Zustand und die psychische Verfassung können jeden Tag anders aussehen. Daher sind erreichbare (!) Nahziele auch jeden Tag neu zu setzen. Spare nicht mit lobenden Worten und ehrlicher Anerkennung.

  7. Fördere die Beweglichkeit
    Jeden Tag sind Bewegungsübungen durchzuführen, um die Beweglichkeit so lange wie möglich zu erhalten. 

Prophylaxen bei Morbus Parkinson

 

  1. Kontrakturprophylaxe 
    Begründung: 
    Durch die Hypokinese nimmt die Mobilität permanent ab. Daher ist die Gefahr von Kontrakturen entsprechend hoch.
  2. Pneumonieprophylaxe 
    Begründung: 
    Die Pneumonie gehört zu den häufigsten Todesursachen bei Parkinsonpatienten.
  3. Sturzprophylaxe
    Begründung: Durch die Fallneigung und den Schwierigkeiten beim Starten und beim Beenden einer Bewegung (Bewegungsblockaden = Freezing) haben Parkinsonpatienten eine extrem hohe Sturzgefahr. Beim Freezing können Klopfzeichen, Händeklatschen, laut gesprochene Worte oder visuelle Signale den entscheidenden Impuls geben. 
  4. Dekubitus-, Harnwegsinfektions-, Soor- und Parotitisprophylaxe

Unterstützung bei ausgewählten AEDL's bei Morbus Parkinson

 

4. AEDL - 4. ABEDL:     Sich pflegen können  

  • häufige Teilwaschungen und Haarwäsche
    (wegen erhöhter Schweißproduktion)

  • dem Pflegebedürftigen immer ein Taschentuch mitgeben
    (damit sich der Pflegebedürftige den Speichel abwischen kann)

5. AEDL - 5. ABEDL:     Essen und Trinken können

 

  • Abstand zwischen Teller und Mund so kurz wie möglich halten 
    (wegen Tremor)
  • Tisch so hoch wie möglich
    (evtl. Klötze unterlegen)

  • Stuhl so nah wie möglich an den Tisch stellen

  • viele Pflegebedürftigen möchten statt mit einem Löffel mit einer Gabel essen

  • Suppen evtl. aus einem Becher anbieten

  • Wärmeteller anbieten 
    (da verlangsamte Bewegungen)
  • offene Trinkgefäße bis zur Hälfte einschenken 
    (Verschüttungsgefahr durch Tremor)
  • Pflegebedürftige müssen viel trinken 
    (wegen erhöhter Schweiß- und Speichelproduktion)
  • energiereiche Nahrung 
    (wegen erhöhtem Energiebedarf durch den Tremor)


7. AEDL - 7. ABEDL:     Sich kleiden können

 

  • keine zu warme Kleidung geben -> besser lockere und luftige Kleidung, die Schweiß gut aufsaugen kann (z. B. Baumwolle)

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