Der Dekubitus ist nach wie vor einer der brennendsten Probleme in der Pflege.
Zur Prophylaxe und zur Therapie eines Dekubitus hat sich in den vergangenen Jahren viel geändert, nicht zuletzt auch durch die Veröffentlichung
der Grundsatzstellungnahme Dekubitus des MDK (2001), des ersten Expertenstandards Dekubitus (2001) und seiner Aktualisierung im Jahr 2010
(Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege).
lat. decumbere = sich niederlegen
Plural: hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
Dekubitus (wobei das zweite "u" lang gesprochen wird)
Dekubitalgeschwüre
Dekubitalulcera
Der Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und des darunter liegenden Gewebes. Der Dekubitus kommt meist über knöchernen Vorsprüngen vor.
Es gibt drei übergeordnete Ursachen (Entstehungsfaktoren):
Druck | Zeit | Disposition |
z. B. Falten im Bettlaken, Katheter, Sonden |
Druckverweildauer, d.h. wie lange der Druck besteht |
z. B. Fieber, Feuchtigkeit (Inkontinenz), Adipositas, Scherkräfte, Mangeldurchblutung, Diabetes mellitus, Immobilität, Kachexie |
Was passiert im Inneren des Körpers? Warum entsteht ein Dekubitus?
Das wollen wir hier leicht und verständlich erklären. Weiter unten gibt es dann die fachliche Ausarbeitung dazu.
Wenn wir auf einem Stuhl sitzen, verspüren wir einen entsprechenden Druck am Gesäß - vor allem auf unseren Sitzbeinhöckern.
Unser Körper ist von vielen Blutgefäßen durchzogen bis hin zu den kleinsten Kapillaren. Drückt es nun von "außen" sehr stark (z. B. an den Sitzbeinhöckern), dann
werden die Blutgefäße zusammengepresst (komprimiert).
Man kann das mit einem Gartenschlauch vergleichen, durch welchen Wasser fließt. Tritt man auf diesen mit dem Fuss (Druck von außen), so ist der Wasserdurchfluss
unterbrochen bzw. stark eingeschränkt.
Durch die Komprimation des Gefäßes kann das Blut nicht mehr so gut hindurchfließen (zirkulieren). Da mit dem Blut auch Sauerstoff transportiert wird, ist auch die Sauerstoffversorgung der Zellen eingeschränkt.
Der Körper hat es daher so eingerichtet, dass er in diesem Falle einen Reiz (Schmerz) setzt, so dass wir uns (minimal) bewegen. Wir rutschen also auf dem Stuhl hin
und her; nehmen eine Lageveränderung vor, damit der Blutfluss (und damit die Sauerstoffversorgung) gewährleistet ist.
Würden wir dies nicht machen, dann werden unsere Zellen nicht mit Sauerstoff versorgt und sie würden nach einer gewissen Zeitspanne absterben.
Dekubitus - Entstehung
Der vorherrschende Auflagedruck ist größer als der Druck in den versorgenden Blutgefäßen. Dadurch werden die Blutgefäße komprimiert. Im weiteren Verlauf kommt es zu
einer Ischämie (Mangeldurchblutung - Blutzirkulation ist unterbrochen), so dass die Zellen eine gestörte Sauerstoffversorgung erfahren. Es wird ein Schmerzreiz gesetzt, so dass der Mensch eine
druckentlastende Lageveränderung als Schutzreaktion vornimmt.
Hat der Mensch aber eine gestörte Schmerzwahrnehmung oder Einschränkungen in der Bewegung, so kann er diese Druckentlastung nicht selbstständig
vornehmen.
Steigt die Druckverweildauer an (nach individueller Disposition ist diese unterschiedlich lang - von etwa 30 Minuten bis zu drei Stunden) kommt es zum Absterben der
Gewebszellen und zur Gewebeschädigung (Dekubitus).
Die Dekubitusprophylaxe besteht aus vier Säulen:
Durch verschiedene Positionswechsel (auch Lagerungen genannt) wird - je nach Art - eine Entlastung oder eine Reduzierung des Druckes erreicht.
z. B. Mikrolagerung, Seitenlage, Freilagerung, V-Lagerung, A-Lagerung usw.
Es ist dabei zu beachten, dass der gefährdete Bereich soweit wie möglich frei gelagert ist.
z. B. bei einer Gefährdung im Kreuzbeinbereich: Seitenlage, A-Lagerung
Es ist darauf zu achten, dass der Pflegebedürftige die Möglichkeit hat, sich selbst zu bewegen. Das bedeutet, dass wir bei jedem Hilfsmittel (Kissen, Rolle etc.), welches wir zur Positionierung nehmen wollen, uns fragen müssen, ob dies unbedingt notwendig ist. Denn jedes Kissen o.ä. im Bett schränkt die Bewegungsmöglichkeit des Pflegebedürftigen ein.
Es gilt der Grundsatz: Weniger ist mehr!
Dabei ist stets eine aktivierende Pflege einzusetzen. Mit Bewegungsübungen (passiv oder aktiv) führen wir gleichzeitig eine
durch. Und wenn es die Beine betrifft, auch eine Thromboseprophylaxe.
Der Pflegebedürftige sollte so oft wie möglich das Bett verlassen (können).
Ist dies nicht möglich, sollte das Aufsetzen an den Bettrand als Alternative eingesetzt werden.
Die geistige Aktivierung gehört ebenso zur Mobilisation, denn Bewegung beginnt im Kopf!
Gefährdete Hautareale müssen besonders gepflegt werden. Hierbei sind w/o-Produkte zu bevorzugen, um der (meist) trockenen Haut entsprechende Feuchtigkeit von außen durchzuführen.
Die Ernährung wird häufig im Rahmen der Dekubitisprophylaxe übersehen. Dabei spielt sie eine große Rolle.
Wichtig ist, dass der Pflegebedürftige viel Flüssigkeit zu sich nimmt und eine vitamin- und eiweißreiche Ernährung erhält.