Ich lebe, um zu arbeiten ….. oder … Ich arbeite, um zu leben?

Innere Unruhe, SchlafstörungenKonzentrationsmangel bestimmen mein Leben. Will ich dieses Leben noch?

Was ist das da in mir? Was lässt mich so unruhig werden? 

Schon seit einigen Tagen beobachte ich das. Bisher war doch alles gut geregelt: aufstehen, zum Dienst gehen, nach Hause kommen, ausruhen, ein bisschen Hausarbeit oder im Garten etwas machen oder die Kinder bei den Hausaufgaben betreuen, Abendessen, noch ein bisschen fernsehen und dann ab ins Bett.


So war das bisher und es war gut. Nun aber fühlt sich dieser Ablauf "nicht mehr richtig" an.

Wir haben einen neuen Bewohner: Wachkomapatient, 33 Jahre alt und damit nur zwei Jahre älter als ich. Und plötzlich tauchen da Fragen in mir auf: wenn ich jetzt noch zwei Jahre wie bisher weitermache und dann auch ins Wachkoma falle …

Was hatte ich dann von meinem Leben?
Arbeiten bis zum Umfallen, 12 Tage und mehr am Stück arbeiten, Wochenenden arbeiten, Feiertage arbeiten und Weihnachten nicht bei meinen Kindern sein. Geburtstagsfeiern absagen, Grillfeste beim Nachbarn absagen, da ich mal wieder Spätschicht hatte.


Plötzlich gefällt mir mein "altes Leben" nicht mehr. Ich liebe meinen Beruf, ich liebe meine Bewohner, ich tue Sinnvolles … ich möchte als nichts anderes arbeiten.

Aber mir fehlen die privaten Highlights: tanzen, feiern, lachen, ausgeschlafen sein, aktiv mit den Kindern auch nach dem Dienst herumtollen ...


Ich fühle mich hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu meinem Beruf und der Liebe zu meiner Familie und zu meinem Leben.


Kennst Du dieses Gefühl auch? Hast Du eine Lebensweisheit für mich?

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Birgit Büsing (Sonntag, 10 Januar 2016 19:58)

    Natürlich kenne ich dieses Gefühl, bis es eine Depression wurde und 24 Wochen krank. Nun schaffe ich mein Leben mit Antidepressiva und Psychotherapie. Deshalb sage ich nach 32 Berufsjahre: Denkt an euch, Lebt aktiv eure Freizeit, weil unsere Bewohner sin alt geworden und wir haben es auch verdient und nicht irgendwann vor lauter Erschöpfung und Frust mit einem Suizid enden.Ich gehe mittlerweile ins Joga, Habe mich einem Chor angeschlossen, besuche das Theater und werde einen Gitarrenkurs besuchen. Trotzdem kommt es fast täglich zum Zweifeln warum alles so schwer ist und warum ich diesen Weg gewählt habe. Deshalb sage ich zum Abscluss: Lasst es soweit nicht kommen und LEBT, anstelle nur arbeiten.

  • #2

    Christian (Montag, 18 Januar 2016 14:28)

    Liebe Birgit,
    Elisabeth Kübler-Ross sagte einmal: Halb tanzen, halb arbeiten - das ist die richtige Mischung.
    Es ist nur so verdammt schwer, auf diese 50% "tanzen" zu kommen.
    So übe ich mich weiterhin im "egoistisch sein", welches ich mittlerweile nicht mehr "Egoismus" nenne, sondern "Selbstliebe".